Kräuterkraft Ötztal - Renate Schöpf

Auszüge aus meiner Diplomarbeit

Menschen- und Pflanzenportraits aus dem Ötztal

2021 hatte ich  erstmalig bei einer Kräuterwanderungen teilgenommen. Hier hatte ich somit den ersten Kontakt mit der Sortierung und Verarbeitung verschiedenster Kräuter. Dabei entdeckte ich die Leidenschaft dazu, und wurde Wissbegieriger. Ich wollte unbedingt lernen, wie etwas Essbares in der Natur aussieht? Welche Eigenschaften haben all diese Kräuter? Wo finde ich diese „Wunderpflanzen“? Wie werden sie verwendet und was ist eine wilde, essbare Deko? Was kann man alles essen, außer die allseits bekannten Moosbeeren (Vaccinium oxycoccus), Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea) etc.?
Für meine beiden Kinder hatte ich immer viel gebacken und wahre Kunststücke geschaffen. Durch die neuen Erkenntnisse konnte ich jetzt auch gesündere Zutaten miteinzubauen. Hier entdeckte ich meine Leidenschaft.

 

 

aus meiner Diplomarbeit einige Interviews in Kurzzusammenfassung

Ursula Walch

eine der ersten Kräuterpädagoginnen in Innsbruck

Auf meiner Entdeckungsreise durchs Tal, komme ich immer an einem Garten in Längenfeld vorbei, der beim schnellen Hinsehen auch gerne als chaotisch bezeichnet werden könnte. Erst beim genauen Hinschauen und natürlich erst, nachdem ich meine Ausbildung hatte, wusste ich, was da eigentlich für eine wundervolle natürliche Apotheke ist, die hier wächst. Der Garten gehört Ursula Walch und diese freut sich sehr über meinen Besuch und vor allem über das Interesse an ihrer Pflanzenpracht. Mit großer Freude gibt sie mir Informationen weiter. Ursula war in Innsbruck eine der ersten Kräuter Pädagoginnen, sie besuchte Fortbildungen in der Schweiz und Deutschland bei Phytomed. Sie zeigte mir alte Bücher von Bruno Vonarburg und Kalbermatten, an denen man deutlich sehen konnte, dass diese Bücher sehr oft genutzt werden. Gerne gibt sie mir einige der Bücher zum Recherchieren mit. 

Ihr Wissen ist sehr beeindruckend. Lieblingskraut hat sie keines, der Lieblingssatz von einem ihrer Schüler als Sie am LFI unterrichtet hatte, war: „Jede Pflanze hört sich bei dir wie a Liebeserklärung an“. Und das möchte sie mir auch damit sagen, Pflanzen sind für sie eine riesige Bereicherung.

Ursula hat mir auch einen ganz besonderen Likör angeboten, den ich unbedingt nachmachen musste Dafür benötigt man eine besondere Pflanze aus dem höher gelegenen Gebirge, nämlich die „Moschus Schafgarbe“. Dazu aber später mehr.Auf jeden Fall war es ein einzigartiges Geschmackerlebnis.

 

 

 

Karoline Prantl

 geb. Kleblealm in Sölden 19.08.1925

Karoline Prantl ist eine 98-jährige Frau, die in Zwieselstein lebt. Der Besuch bei ihr ist mir eine besondere Ehre gewesen. Sie ist eine bescheidene, herzliche und sehr lustige Person. Karoline bringt einfach Schwung in die Runde. Gerne sitzt sie zusammen mit ihren Söhnen, Enkel-kindern und Urenkelkindern vor dem Haus. Zwei Mal habe ich sie schon verpasst, denn Sie ist immer noch ein Lebemensch, der gerne unterwegs ist. „Scholdern“ wie es im Ötztaler Dialekt heißt, tut sie gerne, ein richtiger „Scholderbesen“. Und immer kommt sie mit Kräutern, Pflanzen, Sperrholz oder Zapfen heim. Sie hat sich noch nie unterkriegen lassen, egal was sie auch schon alles erlebt hat. In Ihrem Alter ist dies sicher schon sehr viel, das sie geprägt hat.

Brennnessel (Urtica dioica) und Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

Diese 2 Kräuter gehören zu Karolines Lieblingskräuter. Früher hat sie oft Brennnesselknödel und Frauenmanteltee gemacht. „Für jede Wunde gibt’s a Kraut und für die Tiere natürlich auch“ so beschreibt Caroline das passend. 

 

 

                                                                                                                              

Familie Prantl

Hüttenwirte der Gampe Thaya, sowie Bauer in Zwieselstein

Daniela, Jakob, Raphaela und Ana-Lena Prantl führen eine Hütte in Sölden. Sie verwenden ausschließlich heimische Produkt für Ihre Speisekarte. Gerne gehen sie, sofern es die Zeit zulässt, verschiedenste Kräuter / Pflanzen in der Umgebung sammeln. Die Hütte liegt auf über 2000m und es findet sich hier oben einiges an kostbaren Kräutern. Jeder der Familie hat so seine eigenen Vorlieben. Daniela z. B. liebt den Löwenzahn (Taraxacum officinale). Gerne geht sie auch mit den Enkelkindern zum Pflücken, daraus wird der beliebte Löwenzahnhonig für die Gäste zum Frühstück gemacht und natürlich auch für die Familie selbst. Jakob hingegen schwört auf die Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea), Das natürlichste Antibiotikum“, nennt er es gerne. Im Ötztal wird die Preiselbeere „Grantn“ genannt. Der Grantensaft ist ein beliebtes Getränk geworden, es gibt so viel Variationen, wie man diesen trinken kann, ob heiß oder kalt mit Mineralwasser oder Sekt. Die Beeren dienen auch als Beilage  zum Kaiserschmarren.  Ideen gibt es hier ohne Ende. 

Ana-Lena tobt sich gerne in der Küche mit verschiedenen Produkten aus und ist für neue Ideen stets offen. Gerne macht Sie im Herbst vor Saisonende nochmal ein herrliches Menü aus Früchten und Kräutern aus dem Garten und der Wildnis. Von den Rohnen (Beta vulgaris subsp.) über Kürbis (Cucurbita pepo) bis hin zum Wachholderkraut (juniperi rubi) , alles findet Verwendung in Ihrem einzigartigen Menü. Vielleicht tüfteln wir zusammen mal einige leckere Sachen aus. An Ideen scheitert es auf alle Fälle nicht.

Raphaela hingegen räuchert auch sehr gerne. Dafür sammelt sie frische Wacholderbeeren und Sträucher. Wacholder (juniperi rubi) wirkt reinigend und deswegen räuchert sie gerne alles aus nach der Saison, bevor die nächste beginnt. 
Ihr Bruder Andreas hingegen, der gerade eine Shiatsu Ausbildung macht, knabbert gerne an Fichtenzapfen (Picea abies) für den Magen, wie er meint. Man lernt nie aus – jeder findet  etwas anderes in der Natur.

 

 

Willi Ferdinand Scheiber

Bauer in Längenfeld, Förster in Rente

Willi Scheiber ist mit Leib und Seele Bauer im Ortsgebiet von Längenfeld. Da er oft im Gebirge unterwegs ist, wenn seine Schafe und Ziegen auf der Alm sind, hat er auch die eine oder andere Erfahrung mit dem lieben Kraut. Seine Leidenschaft gilt dem Enzian (Gentiana). „Damit reinigt man die Galle“, sagt er. Er setzt den Schnaps mit der Wurzel an. Natürlich lässt er mich kosten. Meinem Gesichtsausdruck kann er entnehmen, dass der bittere Geschmack angekommen ist und ich jetzt mit meiner Galle wieder im Einklang bin. Das hoffte ich zumindest auch, denn ein zweites Stamperl habe ich dankend abgelehnt, da ich Angst hatte, meine Galle könnte sich danach vielleicht wirklich selbständig machen.

Für seine Schafe hat er die Alpen- Mutterwurz (Ligusticum mutellina), hier im Ötztal auch Madaun und Marbel genannt, entdeckt. Sie ist eine sehr energiereiche wertvolle Futterpflanze für alle Weidentiere (Schafe, Kühe.) Sie ist für den Magen gut, bei Gebärmutterschwierigkeiten und zur Stärkung. Die Pflanze wurzelt bis über einen Meter tief und duftet sehr aromatisch (ähnlich Petersilie, Petroselinum crispum

 

 

Marcel Klotz

Imker in Längenfeld, Lehrer LLA Imst   

Marcel Klotz ist Imker in Längenfeld und unterrichtet auch in der Landwirtschaftlichen Schule in Imst. In seinem Laden kann man viele verschieden Produkte des Honigs erwerben. 

Seine Bienenstände hat Marcel in Gries, im Ventertal und in Längenfeld. Wichtig dabei ist für ihn auch mögliche Standorte zu finden, deren Boden unbehandelt ist.  Da er nur einmal im Jahr schleudert, ist der Honig sehr vielfältig: Löwenzahn (Taraxacum),Erika (Erica), Moosbeere (Vaccinium oxycoccus), Obstbäume (fructus arborum), Blumenwiesen (flos prati), bis hinein in den Herbst mit den Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea), alles ist dabei, was den Honig sehr lecker und vor allem gesund macht. Der Honig ist somit eine Mischung aus Blüten- und Waldhonig. Es werden auch verschieden Sorten angeboten, mein Favorit ist der Gebirgshonig in seiner Vielfalt. 

 

 

 

 

Caroline Santer

Alpakazüchterin in Sölden und Architektin

Hoch oben über Sölden lebt Caroline Santer. Zu Ihrer Leidenschaft gehört die Alpakazucht. Sie züchtet diese schon seit einigen Jahren und macht Erwachsenen- und Kindern Erholungswanderungen, sowie Yoga mit diesen. Man muss sich den Alpakas anpassen, somit kommt kein Stress auf, denn diese einzigartigen Tiere nehmen es gemütlich und lassen sich nicht hetzen. Caroline und ihre Tierärztin nehmen auch so manches bekannte Kraut für Ihre Tiere. Zum Beispiel werden Brennnessel (Urtica dioica)  für die Milchbildung bei den Stuten eingesetzt, Augentrosttee (Euphrasia) für Entzündungen bei den Augen,…

 

 

 

 

 

 

Roland und Astrid, "die Unwissenden aus dem Wienergarten"

Immer wieder führt mich mein Weg in den vielfältigen Garten der Nachbarn, die nur in Ferienzeiten hier sind. Gleich neben uns ist ein Haus mit einem großen, ungedüngten Garten und hier darf ich mich mit Erlaubnis der „Wiener Nachbarn“, denen das Haus gehört, auf der Suche nach Kräutern austoben. Bei einigen Gesprächen habe ich Ihnen erklärt, was bei ihnen alles wächst und sie waren ganz überrascht, da sie den Garten mehr oder weniger als Unkrautansammlung gesehen haben. Mittlerweile habe ich sie hoffentlich vom Gegenteil überzeugt. Es ist herrlich anzusehen, was alles wächst, wenn man es einfach wachsen lässt. Als Danke habe ich den „Unwissenden“ versprochen, ihnen ein eigenes Kräuterbüchlein anzulegen, um all die Kräuter kennenzulernen. So haben auch unsere Nachbarn das lästige Unkraut mit anderen Augen gesehen und ich hoffe sie geben ihm eine Chance auf den Teller zu gelangen.

 

 

Helene Auer und Beate Riml

Apothekerangestellte                                             

Da ich gerne jede Berufskategorie im Ötztal erwähnen möchte, führte es mich auch in die Apotheke. In der Nikolaus Apotheke in Längenfeld arbeiten Helene Auer und Beate Riml. Gerne waren sie für ein Interview mit mir bereit, um mir auch ihre Ansichten zum Thema „Natürliche Kräuter für Patienten in der Apotheke“ näher zu bringen. Die Längenfelder Apotheke hat bereits eine große Auswahl an natürlichen Mitteln, sei es beispielweise für Schnupfen, Husten oder auch Magen Darm Aufbau.

Wie wir wissen, kommen in der Medizin ja auch sämtliche Heilpflanzen vor. Eine Art Verschränkung zwischen natürlichen Arzneien und Pharmaindustrie ist wünschenswert……

 

 

 

Matthias Schöpf

 

Tischler und Hobbyimker in Gries

Matthias Schöpf ist ein Imker in Gries bei Längenfeld. Seine Bienenstöcke hat Matthias in Gries auf dem Weg zur Winnebachseehütte. Er lässt die Bienenvölker das ganze Jahr am gleichen Platz stehen, was sehr untypisch ist.  Der Großteil der Imker wandert nur im Sommer zur Trachtzeit so hoch hinauf. Ein Grund dafür ist der große Vorteil der längeren Kältephase……

Die beiden Töchter von Matthias kommen auch manchmal mit und dürfen auch je ein Bienenvolk betreuen. Der Honig ist hauptsächlich Alpenrosenhonig, also Blütenhonig, somit spielt die Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) hier eine große Rolle und macht den Honig zu etwas Besonderen. Auch in der Erkältungszeit ist Honig sehr zu empfehlen, da er sehr entzündungshemmend wirkt.

Alpenrose (Rhododendron ferrugineum)

Für den Menschen ist die Alpenrose giftig und nicht essbar, da sie den Stoff Acetylandromedol (Grayanotoxin I) enthält. 

 

 

Nicole Ennemoser

Kindermentaltrainerin /Büroangestellte

Nicole macht Neuromentaltraining und ist auf Kinder und Jugendliche spezialisiert. 

Eine Methode die sie gerne anwendet und mit der sie schon richtig gute Erfolge erzielen konnte, ist  mit Hilfe von ätherischen Ölen positive Emotionen hervorzurufen.

Mehrere verschiedene Teile des Gehirns sind mit dem Geruchssinn verbunden, auch die die sich auf Emotionen, Gedächtnis und lernen beziehen. 

 

 

 

Frauenmantel

Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)

Anwendung: Der Frauenmantel wird für verschiedene medizinische Zwecke verwendet. Dazu gehören die Linderung von Menstruationsbeschwerden, die Unterstützung der Gebärmuttergesundheit, die Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden und die Förderung der Wundheilung. 

Der Gutationstropfen, der sich in den Blättern sammelt (er wird durch „Schwitzen“ der Pflanze erzeugt,) soll die Jugend erhalten, also als eine Art Antifaltenmittel fungieren, so die Sage. Früher hätten sich viele diese Tropfen ins Gesicht gerieben haben. Einige sollen  sich sogar nackt im Frauenmantelfeld gewälzt haben um einen Verjüngerungseffekt zu erzielen, ob es wirklich hilft habe ich leider nicht recherchieren können, ich werde es aber sicher probieren.

 

„Die Natur mit allen 
Sinnen erleben.“